„Pink and Blue“ ist ein zeitgenössisches Tanztheater in 10 Bildern. Das Stück nähert sich der Frage an, welche Zugehörigkeit wem zueigen ist, oder auch nicht – oder doch? Frauen tanzen Männer und umgekehrt, es gibt Momente, die Nähe evozieren und Distanz erreichen, die mit Nacktheit spielen und dabei zeigen, was im Verborgenen bleiben will. „Wir sind alle anders, und darin sind wir alle gleich“, sagt Posterino. „Wir sind nicht nur, was wir scheinen. Auch wenn wir alle ein Aufmerksamkeitsdefizit haben, geht es doch immer um die Sehnsucht nach Akzeptanz. Das erfordert Toleranz. Und da waren wir vielleicht schon mal weiter als heute.“
Posterino Dance Company
Uraufführung: Theater HochX München 2019
Choreografie: Gaetano Posterino
Tänzer: Annalisa Piccolo, Clara Plausteiner, Bernardo Pereira Ribeiro, Gabriel Wanka
Bühnen-, Kostüm- und Lichtdesign: Gaetano Posterino
Musik: Michael Nyman, Gino Pauli, Amália Rodrigues, Ambrogio Sparagna, Luz Casal, Erik Satie
On stage: 4 Tänzer / 36 min.
Produktion mit freundlicher Unterstützung durch: Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Fondation Blomensaet, Bündnis90/Die Grünen Landesverband Bayern sowie Streitfeld | Genossenschaftliche Räume für Kunst und Kultur
Rezensionen / Vorberichte / Ankündigungen:
Süddeutsche Zeitung über „Pink and Blue“ und „Mondo Paradiso“, 29.04.2019: „Geknickte Flügel […] Seit 2015 gehört die Company zu Münchens freier Szene. Ihren unerschrocken neoklassischen Spitzentanz mit zeitgenössischen Elementen und Tanztheater mischenden Stil entwickelt der Choreograf Gaetano Posterino seit 2001 zwischen Palermo und Wiesbaden unentwegt weiter. Zur Differenz zwischen den Geschlechtern drehte er 2018 einen ARD-Kurzfilm, der wissenschaftliche Erkenntnisse in Tanz transformiert. Umso erstaunlicher, wie undidaktisch sein neues Gender-Mosaik im HochX daherkommt – und dabei so freundlich, dass man fast vergisst, dass vor allem das ernsthafte Engagement ist, das die beiden Kurzstücke zusammenhält. Der erste Teil des Abends heißt „Mondo Paradiso“ und setzt sich mit der Umweltzerstörung und sterbender Schönheit auseinander. Dafür erweist sich Posterinos Bewegungssprachen-Medley als prädestiniert. […] Aus Plastik sind dabei Tutus, neckische Accessoire und Tüten über den Köpfen der Tänzer, die ihnen – und dem Publikum – den Atem nehmen.“
tanznetz.de über „Pink and Blue“ und „Mondo Paradiso“, 29.05.2019: „Sympatisches Kleeblatt […] Geschlechtergleichstellung und Umweltverschmutzung betreffen eigentlich alle. Das jedenfalls hat sich der stadttheatererfahrene, heute freischaffende Choreograf Gaetano Posterino wohl gedacht und gleich beide politisch brisanten Themen für seinen neuen zweiteiligen Tanzabend aufgegriffen. Aber kann man Gendergrenzen und Klimawandel tatsächlich vertanzen? […].“
Abendzeitung über „Pink and Blue“ und „Mondo Paradiso“, 27.04.2019: „Im Staubsaugerwalzer […] Den Auftakt im intimen Bühnenambiente des HochX macht Posterinos Halbstünder „Mondo Paradiso“: Eine eindrückliche Choreografie über, mit und in viel Plastikmüll. Seit 1995 überzeugt der in München und Wiesbaden stationierte Italiener mit Arbeiten für Oper, Tanztheater, Film und Oper. […) Mit einem markanten Unterschied zu anderen Unterschied zu anderen Gruppen der zeitgenössischen freien Szene: Das lose aus jungen Tänzern und erfahrenen Profis zusammengesetzte Ensemble beherrscht nämlich – und das beachtenswert gut – auch das Vokabular des klassischen Balletts. […] Im Quartett rutschen die Tänzer zu Boden. Mutieren zu einem perfekt eingespielten Perpetuum mobile, das durch den virtuosen Umgang mit Bewegungseinschränkungen fasziniert. […] Seine vier Tänzer positioniert Posterino auch nach der Pause in „Pink and Blue“ ausgesprochen geschickt im Raum. […]“
TZ über „Pink and Blue“ und „Mondo Paradiso“, 25.04.2019: „Unser Tipp – der Klimawandel als Choreografie […] Mondo Paradiso kreist um das hochaktuelle Thema Klimawandel. Seine Tänzer pendeln darin zwischen Ohnmacht und Aktionismus, Schock und Gleichgültigkeit. Die zweite Arbeit Pink and Blue widmet sich den vermeintlichen bzw. fließenden Gendergrenzen. […]“
IN München über „Pink and Blue“ und „Mondo Paradiso“, Nr. 8 /2019: „Brisanten Themen hat sich der vielfach international ausgezeichnete Choreograf Gaetano Posterino aus München zugewandt. Für seine Doppelproduktion „Mondo Paradiso“ und „Pink and Blue“ arbeitet er sich an zeitgenössischen Debatten rund um Umweltzerstörungen und die Schrecken des Klimawandels, aber auch an den fließenden Gendergrenzen ab. […]“
Münchner Feuilleton über „Pink and Blue“ und „Mondo Paradiso“, 24.04.2019: „Zwei neue Stücke von Gaetano Posterino setzen sich mit Fragen auseinander, die aktuell ganz oben auf der Agenda stehen: Umweltzerstörung und Gendergrenzen. […] Spitzentanz und Neoklassik sind die Basis von Posterinos Tanzästhetik. Bei der Beobachtung der Probe wird deutlich, wie gern er Bodenfiguren einsetzt. In seinem »versatilen Stil« greift er auch zu modernem Bewegungsvokabular, Contemporary-Elementen oder zu Mitteln des Tanztheaters. In »Pink and Blue« z. B. sind zu einer Tarantella vier Stühle mit von der Partie. Bei diesem Stück spielt er mit seinem Quartett Beziehungsmöglichkeiten zwischen den Geschlechtern durch. Mit Pathos wohl. Und mit Präzision. Wie bei einem Männerduett zu Fado-Gesang ein linker Fuß das rechte Bein des Gegenübers hinaufstreicht, das arbeitet Posterino höchst genau. Und wenn der Choreograf sich selbst, korrigierend, in die Passage einschaltet, wo es gilt aus einem Ziehen und Fallen herauszugleiten, können die Augen kaum folgen, wie blitzschnell und präzise Posterino herausschwingt und dreht.“
tanz.at über „Mondo Paradiso“ und „Pink and Blue“, 29.04.2019